Özil: Jetzt startet ein neues Kapitel

Thomas 7. Januar 2018
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Geht er? Oder bleibt er bis Sommer bei Arsenal? Wird um 150 Mio. £ gepokert oder geht es um mehr Kohle? Demnächst wird in der Karriere Özils das nächste Kapitel geschrieben. Die Stehplatzhelden haben über die Weihnachtstage seine Biografie gelesen – und sind entsetzt über derart viel PR–Geschwafel!
Corporate Publishing ist ein Begriff, der aus der Unternehmenswelt stammt. Firmen publizieren Kundenzeitschriften, betreiben TV-Sender oder Online-Medien. Ein boomendes Geschäft. Mit „Magie des Spiels“ betreibt Mesut Özil auch Corporate Publishing – Image-Bildung in eigener Sache. Über Social Media bespielt er diese Klaviatur schon recht gut. Ein Instagram-Video seines Hundes erreicht  15 Millionen Follower. Bei Twitter hat er mehr Fans hat als Kobe Bryant und bei Facebook fast doppelt so viele wie Madonna. Nun also ein Buch. Es wird als Autobiografie verkauft. Doch: Wie soll einer mit den Fingern eine Schreibmaschine betätigen, der ohnehin am liebsten mit seinen Füßen spricht? Darum muss schnell Ghostwriter ein her.  Als Co-Autor des Buches wird Kai Psotta (u.a. „Die Paten der Liga“ oder „Mythos Real Madrid“) aufgeführt. Es ist ein umtriebiger Journalist, der vor einem Jahr von der BILD-Zeitung zu Sky transferiert wurde. Und letzten Sommer Klaus-Michael Kühne auf Mallorca besucht hat und daraus eine Daily Soap entwickelte. Aber das ist eine andere Geschichte.
Der Lebensweg von Özil ist einzigartig. Es ist die Story von ganz unten nach ganz oben. Er kommt nicht aus kleinen Verhältnissen. Im Keller seines Elternhauses haben sich die Ratten häuslich eingerichtet, es stinkt nach Pisse, die Fensterscheiben sind eingeworfen, und wenn sein Berater ihn zu Hause besucht, macht sich Özil Sorgen um dessen teures Auto. Der kleine Mesut muss gebrauchte Klamotten auftragen, manchmal auch pinke Mädchensachen; sein Lieblingsessen ist ungetoastetes Toast mit Curry-Ketchup – weil es so schön billig ist.
Als filmreifer Plot wird die Geschichte inszeniert. Überall rosarot. Doch an ganz vielen Stellen greift die Abhandlung zu kurz. Stattdessen finden sich haufenweise Sprüche wie „Du kannst es schaffen. Egal, wer Du bist. Egal, woher du kommst.“ Das ist billigstes Ratgeber-Geschwafel. Erschreckend, dass sich für dieses „Corporate-Özil-Projekt“ ein angeblich prominenter und herausragender Fussball-Journalist einspannen liess. Man fragt sich: Wie hoch war die Zahlung aus der Özil Marketing GmbH an den Schreiber? Aber viel wichtiger: Man hätte gerne mehr Hintergründe über den Mensch Özil erfahren. Wie ist das Verhältnis von Mesut zu seinem Vater Mustafa heute? Was ist an der „SPIEGEL-Story“ über die Steuernachzahlungen dran? Fehlanzeige, die Biografie ist das reinste PR-Produkt. Sogar Joachim Löw liess sich zitieren – wie ein Alterspräsident in einer Jubiläumsfestschrift outet sich Löw als „Fan“ von Özil. Peinlich! Statt sich diese Lobhudelei anzutun, greift man lieber zu altbekannter Qualitätsware: Das Magazin 11 FREUNDE hatte nämlich bereits Ende 2016 eine herausragende Titelstory über Özil geschrieben. Die Reportage ist nah dran, gleichzeitig aber unabhängig und kritisch.