Bundesliga-Tickets bei Viagogo kaufen: Ein erschreckender Selbstversuch
“Die Bundesliga boomt”, wie es immer so schön heißt, mit der weniger erfreulichen Nebenfolge, dass es immer häufiger zum Problem wird, an Eintrittskarten zu kommen.
Manchmal hilft noch der frühe Vogel beim Vorverkaufsstart, die Vereinsmitgliedschaft mit Vorkaufsrecht oder die Dauerkarte, aber immer häufiger gehen Fans leer aus, während der Lieblingsverein erfreut verkündet: Wir sind ausverkauft!
Viagogo als offizieller, legalisierter Schwarzmarkt
In diesem Moment tritt Viagogo auf den Plan. Das Portal bietet Karten für jede Art von Veranstaltung an, die längst ausverkauft ist und hat natürlich auch den Fußball als lohnendes Geschäftsfeld entdeckt. Sich selbst bezeichnet Viagogo als Ticketbörse, letztendlich funktioniert der Dienst wie jeder gewöhnliche Schwarzmarkt, mit der einzigen Ausnahme, dass die Vereine den Handel tolerieren und teilweise durch die Versorgung mit zusätzlichen Ticketkontingenten sogar fördern. Wie wir bereits berichteten, haben Fanproteste bei Schalke und dem HSV zumindest eine erweiterte Kooperation unterbinden können.
So funktioniert die Bestellung bei Viagogo
Wer bei Viagogo nach Tickets sucht, findet auf den übersichtlichen Seiten schnell die gesuchte Partie. Als Beispiel hier das Angebot für das Eröffnungsspiel der Rückrunde Gladbach gegen Bayern:
Bei diesen Preisen dürften die meisten Nutzer hier aussteigen, aber gerade unter Fußballfans soll es ja Verrückte geben… also nach langem Überlegen und innerlichem Schönreden entscheiden wir uns für das günstigste Ticket für 169,00 Euro:
Hier nun die Überraschung: Der angezeigte Ticketpreis enthielt noch nicht die Mehrwertsteuer. Hinzu kommen noch stolze Versandkosten von 12,95 Euro und eine Buchungsgebühr von 25,35 Euro! Lassen wir die Versandkosten mal außen vor – wenn es unbedingt UPS sein muss, kommt das vielleicht hin. Wesentlich interessanter ist die “Buchungsgebühr”, die in Ticketgarantie und Kundenservice aufgeschlüsselt wird.
Buchungsgebühr = Ticketgarantie + Kundenservice
Bei einer Buchungsgebühr von 25 Euro für nur ein Ticket sollte natürlich einiges geboten werden. Betrachten wir zunächst die Ticketgarantie (Bild rechts): Viagogo garantiert hier also, dass man die gekauften Tickets sogar vor der Veranstaltung erhält, außerdem ein sicherer Versand erfolgt und der Verkäufer erst nach der Veranstaltung sein Geld bekommt. WOW!
Mit anderen Worten: Viagogo ist so gnädig, seine Hauptpflicht aus dem Vertrag auch tatsächlich erfüllen zu wollen (Übersendung der Tickets). Und für den sicheren Versand via UPS zahlt man ja sowieso schon zusätzliche 12,95 Euro… aber trotzdem toll, soviel Sicherheit. Und mit der verzögerten Bezahlung des Verkäufers schneidet sich Viagogo natürlich noch einmal so richtig ins eigene Fleisch. Soviel zur “Ticketgarantie (TM)”.
1A Kundenservice bei Viagogo?
Vielleicht rechtfertigt ja der Kundenservice die Buchungsgebühr? Mal sehen, was wir da finden:
- keine Hotline
- im Impressum eine Postanschrift in Genf
- FAQ unter “Hilfe”
Geht so. Und der Service nach der Bestellung? Wir haben ihn mal getestet, Tickets bestellt und waren – begeistert:
- Bestätigungs-E-Mail (automatisch)
- sofortige Geldeinziehung
- Herausfischen eines Briefumschlags aus dem Papiermüll
- Eintüten der Tickets in diesen vergilbten Umschlag und Verklappung in einem Pappunschlag (ohne Rechnung oder sonstigen Ballast)
- Aufkleben einer Briefmarke & Absendung
- Versandbestätigung (automatische E-Mail)
- Gute Wünsche (“Viel Spaß”) am Morgen des Spieltags (automatische E-Mail)
Und das alles für nur 25 Euro! Wenn man mehrere Tickets bestellt erhöht sich die Buchungsgebühr natürlich entsprechend.
Buchungsgebühr unzulässig: Die Stehplatzhelden greifen ein!
Mit der Frage, ob das Ganze so zulässig ist (nein!) und ob man was dagegen tun kann (ja!), beschäftigen wir uns in einem Folgeartikel in der kommenden Woche. Dann heisst es: Die Stehplatzhelden fühlen Viagogo auf den Zahn!
Pingback: #Link11: Ausgliedern oder nicht ausgliedern, das ist hier die Frage! | Fokus Fussball
Pingback: Viagogo watch: Maßnahmen gegen unzulässige Buchungsgebühr eingeleitet | Stehplatzhelden - Aus Liebe zum Spiel // Fußball
Pingback: Die Liga braucht faire Preise für Fans. › Fritten, Fussball & Bier
Wir haben je ein Ticket fuer 119.–Euro gekauft. Jedoch wurde inkl, Gebühren ein Rechnungs-Betrag von je 144.39 Euro fakturiert. Auf den Tickets fuer Osttribuene Oberrang Kat 2 v. Spiel 22.11.14 stand ein Preis v. 50.– Euro zzgl. VVK- Gebühr darauf. Wir fragen uns daher, wie die Preis-Gestaltung kalkuliert wird. Eine immense Differenz, was uns unerklaerlich scheint! Besten Dank fuer Ihre Erklärung.
Freundliche Gruesse
David und Madeleine Wyser
Vielen Dank für den Bericht. Die Preisdifferenz ist in der Tat wucherverdächtig, aber durchaus nicht ungewöhnlich für Ticketangebote bei Viagogo.
Die Kalkulation läßt sich relativ leicht erklären: Viagogo betreibt faktisch einen Schwarzmarkt und fordert das, was sie nach dem Prinzip Angebot und Nachfrage herausholen können. Gewinnmargen von 200% und mehr sind da keine Seltenheit. Traurig, aber wahr.
Es wird ja keiner gezwungen. Wer kauft und sich dann beschwert der soll sich vorher mal schlau machen oder abends Sportstudio gucken.
Ja, die Tickets kosten (teilweise deutlich) mehr als im regulären Verkauf…
Ja, es ist Schei*e, dass sich andere am Ticket-Verkauf berreichen
ABER
Fakt ist, die Nachfrage ist deutlich größer als das Angebot und genau dieses “Zusammenspiel” ist nun mal maßgeblich für den Preis in einer freien Marktwirtschaft
Fakt ist, viele Dauerkartenbesitzer bieten z.B. über viagogo ihre Tickets zum Kauf. Es ist “0815”-Fans die hier aktiv werden und nicht die Ticket-Mafia
Fakt ist, am Ende des Tages muss jeder entscheiden was er bereit ist für Tickets zu bezahlen. Wir sehen nicht alle gleich aus, wir essen nicht alle das gleiche und wir haben unterschiedliche Schmerz- und Preisgrenzen (für alles)
Wir haben [gekürzt weil Werbung, d.Red.] einen Online-Preisvergleich für Bundesliga Tickets gestartet und bieten Fans somit die volle Preistransparenz auf dem Ticket-Zweitmarkt
@Vjeko:
Fakt ist, dass es Scheiße bleibt, wenn sich einige auf dem Zweitmarkt bereichern, auch wenn 0815-Fans hier ihre Dauerkarten für einzelne Spiele zum Verkauf anbieten und manche Leute bereit sind, viel Geld auf dem Zweitmarkt auszugeben. Denn der Zweitmarkt führt dazu, dass tendenziell nur sehr gut verdienende Leute sich die Karten leisten und regelmäßiger Stadionfußball damit zu einem Luxusgut wird.
Deinen zutreffenden Punkt, dass die Nachfrage größer als das Angebot ist, sollte man deshalb nicht mit dem marktwirtschaftlichen Ansatz (je größer die Nachfrage, desto höher der Preis) lösen. Es gibt durchaus Alternativen, die nicht auf die Geldbörse des Fans zielen, sondern z.B. auf Vereinstreue (Mitgliedschaft), Glück (Losverfahren) oder die Entfernung des Wohnorts vom Stadion (Modell St. Pauli).
Dass diese Alternativen den Geldmachern auf dem Zweitmarkt (Viagogo oder euch als Zweitmarkt-Portal) nicht gefallen, ist natürlich klar. Letztendlich findet ein Zweitmarkt mit zusätzlicher Geldmacherei aber immer nur zum Nachteil der Fans statt. Ein einigermaßen faires Modell bieten die offiziellen Dauerkartenbörsen der Vereine, auf denen die Karten zum Originalpreis (leider +Gebühr, aber ok) angeboten werden.
Ich bin seit über 12 Jahren Bayern-Mitglied, wohne 80km vom Stadion entfernt, und habe exakt einmal “Glück” gehabt im regulären Vorverkauf per Losverfahren. Pro Saison bewerbe ich mich im Schnitt auf 7-10 Spiele. Das ist keine Lösung…
Ich kenne zahlreiche “Fans” die alle 2 Jahre mal mit ihren Söhnen ins Stadion möchten, keine Mitglieder sind. Welche Option habe die? Sich auf die wenigen Tickets auf dem “offiziellen” Zweitmarkt zu bewerben, gegen Ingolstadt, Darmstadt & Co.?
Unabhänging davon, wir sprechen hier nicht von Grundnahrungsmitteln die künstlich verteuert werden, damit sich jemand daran bereichen kann. Wir sprechen hier natürlich von einem Luxusgut, von einer reinen Freizeitgestaltung und weshalb sollten andere bestimmen wann, gegen wen ich ins Stadion gehe und wie viel ich für ein Ticket bezahlen möchte? Seit wann steht im Grundgesetz, dass jeder Anspruch auf günstige Bundesliga Tickets hat?
Und nochmals, gerade die Dauerkarten-Besitzer oder jene die im regulären Vorverkauf “Glück” hatten bereichern sich an den Ticketbörsen. Genau jene Personen die deiner Meinung nach schützenswert sind. Viagogo selbst verkauft keine Tickets…
ich bin leider auch auf diesen Haufen reingefallen. Für 3 (DREI!!!) Tickets von Iron Maiden (á 83,15€) habe ich inkl. Gebühren und Gebühren und Versand und Gebühren satte 496,74 € bezahlt. Als mir klar wurde, was ich gemacht habe, war es zu spät. Ein Widerruf gibt es es dabei nicht. Das ist eine Unverschämtheit, mit welcher Art und Weise hier beim Aussuchen auch noch der Kaufdruck erhöht wird. Alle paar Sekunden heißt es, dass wieder ein paar Tickets verkauft wurden und kaum noch welche übrig sind. Das ist Betrug und Nötigung! Dieser Händler gehört VERBOTEN !
Hallo bin heute leider auch reingefallen. Problem ist nicht das Gebühren erhoben werden sondern diese nicht ausgewiesen werden. Ist jemand dagegen vorgegangen. Danke… Ulf
Ja leider wird man von der Seite geblendet, dass jedesmal nur nooch wenige tickets übrig sind und viele zu überdurchschnittlichen preisen. Wer da die günstigen rauspickt ist dem anbieter auf den leim gegangen.. die tickets werden zum normalpreis verkauft oder höher, egal welches angebot man wählt. die seite wird bei jedem aufruf die gleiche animation abspielen, dass angeblich gerade diese und diese karte verkauft wurde. Das ist einfach glatter betrug. Habe 2 karten gekauft und 12€ buchungsgebühr ist echt kein witz. zu dem eigentlichen kartenpreis (bei mir nur 25) kommen 35% and gebühren dazu .zudem bekommt man die original karten von CTS.. denke die kaufen nur ein und verkaufen weiter.. bloss nicht ausprobieren.. finger weg von viagogo!
Ich habe gerade meine Tickets bekommen.ich zahle anstelle von knapp 130€ nun 274€…also über 100% mehr..ich bin geschockt. Nirgendwo in den agb’s steht etwas von100% Gebühren. Ich werde rechtliche Schritte einleiten.das ist Betrug.
Soweit ich weiß, sind in Deutschland Brutto-Preise anzugeben, d. h. es ist das anzuzeigen, was am Ende gezahlt werden muss. Ein irischer Billig-Flieger hatte auch jahrelang mit Ticket-Preisen von nur wenigen Euro geworben, dann aber noch die Sicherheitsgebühren (unumgänglich), Zahlungsentgeld (unumgänglich) und andere obligatorische Dinge addiert. Dass Wunschsitzplatz oder Gepäck freiwillige Optionen sind, die nicht von Anfang an im Preis berücksichtigt waren, ist ok. Inzwischen sieht man aber auch bei diesem Anbieter: Einen beworbenen Flug für 19,99 EUR kann man auch für 19,99 EUR antreten!
Bei Viagogo und anderen vergleichbaren “Zweitmärkten” ist das nicht der Fall. Zu dem Ticket-Preis kommen immer die Service-Gebühr und der Versand. Insofern ist das ein Teil der Irreführung, der meiner Meinung nach eigentlich abmahnenswürdig ist.
Und warum werden für zwei Tickets zwei Mal enorme UPS-Versandgebühren fällig, wenn sie doch nur in einem Umschlag kommen?
Überdies verdient Viagogo doppelt am Kartenverkauf. Auch der Verkäufer zahlt eine Gebühr für das Einstellen der Karten. Soweit ich weiß etwa 12% des vom Verkäufer festgesetzten Ticketpreis.