Bundesliga-Tickets bei Viagogo kaufen: Ein erschreckender Selbstversuch

Nils 16. Januar 2014
Viagogo

“Die Bundesliga boomt”, wie es immer so schön heißt, mit der weniger erfreulichen Nebenfolge, dass es immer häufiger zum Problem wird, an Eintrittskarten zu kommen.

Manchmal hilft noch der frühe Vogel beim Vorverkaufsstart, die Vereinsmitgliedschaft mit Vorkaufsrecht oder die Dauerkarte, aber immer häufiger gehen Fans leer aus, während der Lieblingsverein erfreut verkündet: Wir sind ausverkauft!

Viagogo als offizieller, legalisierter Schwarzmarkt

In diesem Moment tritt Viagogo auf den Plan. Das Portal bietet Karten für jede Art von Veranstaltung an, die längst ausverkauft ist und hat natürlich auch den Fußball als lohnendes Geschäftsfeld entdeckt. Sich selbst bezeichnet Viagogo als Ticketbörse, letztendlich funktioniert der Dienst wie jeder gewöhnliche Schwarzmarkt, mit der einzigen Ausnahme, dass die Vereine den Handel tolerieren und teilweise durch die Versorgung mit zusätzlichen Ticketkontingenten sogar fördern. Wie wir bereits berichteten, haben Fanproteste bei Schalke und dem HSV zumindest eine erweiterte Kooperation unterbinden können.

So funktioniert die Bestellung bei Viagogo

Wer bei Viagogo nach Tickets sucht, findet auf den übersichtlichen Seiten schnell die gesuchte Partie. Als Beispiel hier das Angebot für das Eröffnungsspiel der Rückrunde Gladbach gegen Bayern:

Kartenangebot Gladbach-Bayern am 18. Spieltag

Viagogo Kartenangebot Gladbach-Bayern am 18. Spieltag

Bei diesen Preisen dürften die meisten Nutzer hier aussteigen, aber gerade unter Fußballfans soll es ja Verrückte geben… also nach langem Überlegen und innerlichem Schönreden entscheiden wir uns für das günstigste Ticket für 169,00 Euro:

 

Buchungsgebühr, Versandkosten und Mehrwertsteuer

 

Hier nun die Überraschung: Der angezeigte Ticketpreis enthielt noch nicht die Mehrwertsteuer. Hinzu kommen noch stolze Versandkosten von 12,95 Euro und eine Buchungsgebühr von 25,35 Euro! Lassen wir die Versandkosten mal außen vor – wenn es unbedingt UPS sein muss, kommt das vielleicht hin. Wesentlich interessanter ist die “Buchungsgebühr”, die in Ticketgarantie und Kundenservice aufgeschlüsselt wird.

Buchungsgebühr = Ticketgarantie + Kundenservice

Viagogo Ticketgarantie

Viagogo Ticketgarantie

Bei einer Buchungsgebühr von 25 Euro für nur ein Ticket sollte natürlich einiges geboten werden. Betrachten wir zunächst die Ticketgarantie (Bild rechts): Viagogo garantiert hier also, dass man die gekauften Tickets sogar vor der Veranstaltung erhält, außerdem ein sicherer Versand erfolgt und der Verkäufer erst nach der Veranstaltung sein Geld bekommt. WOW!

Mit anderen Worten: Viagogo ist so gnädig, seine Hauptpflicht aus dem Vertrag auch tatsächlich erfüllen zu wollen (Übersendung der Tickets). Und für den sicheren Versand via UPS zahlt man ja sowieso schon zusätzliche 12,95 Euro… aber trotzdem toll, soviel Sicherheit. Und mit der verzögerten Bezahlung des Verkäufers schneidet sich Viagogo natürlich noch einmal so richtig ins eigene Fleisch. Soviel zur “Ticketgarantie (TM)”.

1A Kundenservice bei Viagogo?

Vielleicht rechtfertigt ja der Kundenservice die Buchungsgebühr? Mal sehen, was wir da finden:

  • keine Hotline
  • im Impressum eine Postanschrift in Genf
  • FAQ unter “Hilfe”

Geht so. Und der Service nach der Bestellung? Wir haben ihn mal getestet, Tickets bestellt und waren – begeistert:

  • Bestätigungs-E-Mail (automatisch)
  • sofortige Geldeinziehung
  • Herausfischen eines Briefumschlags aus dem Papiermüll
  • Eintüten der Tickets in diesen vergilbten Umschlag und Verklappung in einem Pappunschlag (ohne Rechnung oder sonstigen Ballast)
  • Aufkleben einer Briefmarke & Absendung
  • Versandbestätigung (automatische E-Mail)
  • Gute Wünsche (“Viel Spaß”) am Morgen des Spieltags (automatische E-Mail)

Und das alles für nur 25 Euro! Wenn man mehrere Tickets bestellt erhöht sich die Buchungsgebühr natürlich entsprechend.

Buchungsgebühr unzulässig: Die Stehplatzhelden greifen ein!

Mit der Frage, ob das Ganze so zulässig ist (nein!) und ob man was dagegen tun kann (ja!), beschäftigen wir uns in einem Folgeartikel in der kommenden Woche. Dann heisst es: Die Stehplatzhelden fühlen Viagogo auf den Zahn!