Messi-Biografie: Ein Buch mit Höhen und Tiefen
Auch ein Überirdischer hat mit Problemen zu kämpfen. Messi zweifelt an sich, hadert, verliert den Mut, weint vor Heimweh. Dass der vermutlich beste Fußballer aller Zeiten auch nur ein Mensch ist, ist die Kernerkenntnis, die die autorisierte Biografie Messi von Guillem Balagué seinen Lesern bietet.
Auf 560 Seiten schildert der Autor die wesentlichen Karriereschritte des Argentiniers. Von der frühsten Jugend bis zu seinen vier Auszeichnungen zum Weltfußballer des Jahres hintereinander (2009 bis 2012). Erschienen ist das Buch im Mai diesen Jahres, so dass Messis Rolle als Kapitän der argentinischen Nationalmannschaft und das verlorene WM-Finale gegen Deutschland nicht mehr zur Sprache kommen konnten.
Viele Menschen aus Messis Umfeld kommen zu Wort
Balagué hat mit vielen Protagonisten aus dem Umfeld von Lionel Messi gesprochen und sie zu ihren Erfahrungen mit dem Ballzauberer befragt. Sowohl Messis Vater sowie seine Jugendtrainer als auch aktuelle oder ehemalige Mitspieler (u.a. Fabregas, Piquet) kommen zu Wort. Sogar Pep Gardiola berichtet von seinen Eindrücken aus der gemeinsamen Zeit, als er mit Messi und dem FC Barcelona Titel an Titel reihte und fast alles gewann, was der Vereinsfußball zu bieten hat.
Spannende Einblicke in Messis Innenleben
Das Buch gibt sehr interessante Einblicke in die Gefühlswelt Lionel Messis. Insbesondere die jungen Jahre seiner Laufbahn, in denen der kleingewachsene Hochbegabte von Südamerika nach Europa zog, zeigen die Schwierigkeiten, mit denen er zu kämpfen hatte und an denen seine Karriere fast gescheitert wäre. Zwar hatte man beim FC Barcelona sein Talent früh erkannt, jedoch sträubte man sich, für einen Dreizehnjährigen so viel Geld für Gehalt, Hormonbehandlung (zur Wachstumsförderung) und Spielervermittlerhonorare zu investieren. Deshalb wäre die endgültige Verpflichtung Messis fast noch gescheitert und sein Gastspiel bei den Katalanen frühzeitig beendet gewesen.
Für Messi und seine Familie war dies eine besonders schwierige Zeit. Während seine Mutter und seine Schwester schon wieder nach Argentinien zurückgekehrt waren, blieb sein Vater bei ihm in Barcelona. Dennoch litt der zukünftige Superstar unter großem Heimweh und der Ungewissheit, ob und wie es für ihn in dem fremden Land weitergehen sollte.
Ein anderer Aspekt, der Messi in seinen Anfangsmonaten bei Barcelona schwer zu schaffen machte, waren die Schmähungen in der Schule. Hinzugezogene Südamerikaner werden in Spanien häufig als „Menschen zweiter Klasse“ behandelt. Und aufgrund seines argentinischen Dialekts und seiner kleinen Statur war Messi öfter Opfer von Hänseleien seiner Mitschüler. Folglich führte der ohnehin Schweigsame ein Außenseiterdasein und zog sich abseits des Fußballplatzes in seine eigene Welt zurück. Doch Messi überstand diese schwierige Phase und seine Karriere nahm ihren Lauf.
Mangelnder Lesefluss trübt den Genuss
So interessant wie die Einblicke in das Innenleben Messis und die Hintergründe seiner steilen Erfolgslaufbahn sind, macht das Lesen in einigen Abschnitten dennoch wenig Spaß. Dies liegt an der hakeligen Schreibweise. Die Sätze und Passagen wirken teilweise lieblos aneinander gereiht, Lesefluss und –genuss werden dadurch gestört. Ob hierfür jedoch der Autor alleine verantwortlich gemacht werden kann, ist ungewiss. Das Buch scheint auch unter der (lieblosen?) Übersetzung gelitten zu haben.
Insgesamt kann die Messi-Biografie eingeschränkt empfohlen werden. Für Messi-Fans bietet sie sicherlich unbekannte Neuigkeiten und spannende Hintergründe. Der gemeine Fußballbuchleser ohne überdurchschnittliches Messi-Interesse wird seine Mühen haben und sollte für die Abendlektüre besser zu einem anderen Buch greifen.
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