Viel Musik bei Kickers Offenbach auch ohne Strom und Geld
Die Musik in den Stadien der deutschen Profiligen, die man als Zuschauer vor und nach den Spielen zu hören bekommt, wird immer beliebiger und langweiliger. So jedenfalls unser Eindruck, den wir im Austausch mit Anhängern verschiedener Clubs überprüfen wollen. Die ersten Interviews zu Borussia Mönchengladbach und Rot-Weiss Essen haben viele gute Ideen und Diskussionen hervorgebracht. Nun haben wir zu diesem Thema mit Markus Horn über Kickers Offenbach gesprochen.
Nach vielen Jahren in der ersten und zweiten Liga muss sich der OFC zur Zeit durch die Niederungen der Regionalliga kämpfen. Die Atmosphäre am Bieberer Berg ist dennoch besonders geblieben, was sicher auch daran liegt, dass die größten Fans Stimmung von Stehplätzen auf der Geraden machen.
Wer mehr über die Offenbacher Kickers erfahren möchte, findet alles in Markus Blog “Rot & Weiß”.
Hier nun das Interview:
Markus, was wird im Moment für Musik bei Euch am Bieberer Berg gespielt?
Vor dem Spiel laufen stets dieselben Lieder, in exakt der gleichen Reihenfolge. Das gibt mir ein Gefühl der Geborgenheit, denn die Spiele der Kickers sind oft verwirrend genug. Noch dazu kann ich gelegentliche Besucher damit beeindrucken, dass ich immer schon im Voraus das nächste Lied ankündige. Alle Songs haben einen Bezug zum Verein. Das reicht vom wunderbaren “Wir sind Offenbach!” über eine sehr gewagte Adaption von Robbie Williams’ “Angels” bis hin zu Klassikern wie “Hurra, die Hesse die sind da” oder “Forever OFC” ganz zum Schluss.
Wird auf aktuelle Situationen, Jahreszeiten oder ähnliches reagiert?
Nein, aber das ist auch nicht nötig, denn über dem Bieberer Berg lacht immer die Sonne. Und der OFC steht sowieso immer wieder auf.
Das klingt sehr zufrieden – es braucht also kein ausgefeilteres Musikprogramm bei Euch?
Ganz ehrlich? Ich persönlich brauche keine Musik im Stadion. Der neue Bieberer Berg ist in dieser Hinsicht ein Fluch, denn die Soundanlage ist extrem potent. Die Fangesänge vor dem Anpfiff höre ich kaum, obwohl ich nur ein paar Meter entfernt vom Block 2 stehe, dem Herzen unseres Stadions. Manchmal bedarf es nur eines simplen Stromausfalls, um daran zu erinnern, wie viel Stadionkultur uns in den letzten Jahren eigentlich abhanden gekommen ist:
Als vor drei Wochen im Heimspiel gegen Neckarelz 20 Minuten vor Spielbeginn auf einmal Stille auf dem Bieberer Berg herrschte, brauchte die Waldemar-Klein-Tribüne nur wenige Augenblicke, um zu erwachen. Mit einem Mal herrschte eine Atmosphäre wie in längst vergangenen Zeiten. In diesen magischen Minuten hat der Berg ein Lied geboren, das wir noch lange Jahre singen werden: “Wir haben kein Strom, wir haben kein Geld, wir sind der geilste Klub der Welt”. Der Bieberer Berg lebt noch immer aus sich heraus, wenn man ihn lässt.
Ein gutes Beispiel dafür, dass Stadionbeschallung aus Boxen auch viel kaputt machen kann. Gibt es lokale Bands, die man mehr spielen sollte?
Wie gesagt, die Musik hat zumindest Bezug zum OFC. Allerdings fehlen mir dann schon Klassiker wie “Kickers, Kickers Offenbach” von Peter & The Test Tube Babes oder “Ich will heim nach Offenbach” von den Tapsi Turtles.
Welche Songs würdest Du als Stadion-DJ spielen, die aus deiner Sicht gut zu deinem Verein passen und vermutlich auch bei einem Großteil der Zuschauer ankommen würde?
Ihr wollt Musik? Also gut… Allerdings traue ich mir nicht zu, für einen Großteil der Zuschauer zu sprechen. Ich versuche mich trotzdem mal an einer akzeptablen “Playlist”:
- Bigmouth Strikes Again (The Smiths)
- Smells Like Teen Spirit (Nirvana)
- Just Like Honey (The Jesus and Mary Chain)
- Whiskey In The Jar (Metallica)
- Life Is Hard (Timbuk 3)
- Should I stay or should I go? (The Clash)
- Wonderwall (Oasis)
- My My, Hey Hey (Neil Young)
- Rolling In The Deep (Adele)
- Wir sind Offenbach! (Andi Mengler)
Klingt gut – vielen Dank für das Gespräch und eine gute Saison für den OFC!
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