Reduzierung der Polizeieinsätze bei Fußballspielen kann Kostenstreit lösen

Nils 5. August 2014
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Auf den ersten Blick erscheint das Verlangen, die Kosten für Polizeieinsätze bei Fußballspielen auf die Vereine abzuwälzen, durchaus nachvollziehbar: Die Bundesliga sammelt Jahr für Jahr hohe Millionenbeträge ein, schon mittelmäßige Erstligaprofis verdienen siebenstellige Gehälter, die Kosten für die Polizeikräfte bei den Spielen soll aber bitteschön der Steuerzahler tragen.

So auch die Argumentation des Bremer Innensenators Ulrich Mäurer (SPD), der vor kurzem angekündigt hatte, Polizeieinsätze der DFL in Rechnung zu stellen und damit die Debatte um die Kosten ausgelöst hatte. Bei einem Risikospiel soll es um Kosten in Höhe von rund 300.000 Euro gehen.

Einen ähnlichen, aber doch anderen Ansatz hat nun der NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) präsentiert: In einem Pilotprojekt im September möchte er zu Spielen, die zuvor als vermutlich friedlich eingestuft werden, weniger Polizisten schicken. Der Bremer Mäurer lehnt ein solches Vorgehen ab, da nach seinen Erkenntnissen die Verletzungsgefahr der Beamten steige, je weniger vor Ort sind.

Die stärkeren Argumente sprechen gegen die Abwälzung der Kosten auf die Vereine. So ist die Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit Aufgabe des Staates ist, egal ob bei einer Demonstration, einem Volksfest oder einem Fußballspiel. Die hierfür erforderlichen Maßnahmen müssen zuerst mit Steuergeldern finanziert werden, die natürlich auch von den Vereinen zufließen. Zusätzliche Gebührenerhebungen bei Fußballspielen, aber nicht bei anderen Großveranstaltungen, dürften rechtlich kaum haltbar sein. Denkbar wäre vielleicht der Weg, sich mit Vereinen und DFL auf gewisse Standards für Maßnahmen zur Gewaltprävention zu einigen. Nur wer diese Auflagen nicht einhält, wird zur Kasse gebeten.

Der Vorstoß aus NRW ist hingegen klar zu begrüßen. Zu oft gewinnt man als Stadionbesucher den Eindruck, dass die Anzahl der Polizeikräfte vollkommen überzogen ist. So trifft man auch bei Spielen gegen Mannschaften mit bekannt friedlichen Fans immer wieder auf Horden an Polizisten. Aktuellstes Beispiel aus vielen: Beim Heimspiel des FC St. Pauli am vergangenen Wochenende gegen Ingolstadt war berittene(!) Polizei vor Ort. Wahrlich kein Risikospiel.

Die Initiative “Ich fühl mich sicher” bündelt diese Erfahrungen vieler Fans. Auch gibt es viele Fälle, in denen eine massive Polizeipräsenz eher dazu geführt zu haben scheint, Situation eskalieren zu lassen, als sie zu beruhigen, wie z.B. bei den Ausschreitungen bei der Partie HSV-Bayern anlässlich eines ACAB-Banners.

Insgesamt ist es in jedem Fall erfreulich, dass der Streit um die Kosten für Polizeieinsätze dazu geführt hat, die Maßnahmen zur Gewährleistung von Sicherheit im Stadion generell zu hinterfragen und dann hoffentlich zu verbessern.