11 Freunde TV: Premiere wie der Schulbeginn

Thomas 21. August 2014

Die 11 Freunde bewegen sich: Das ach so geliebte Fußball-Magazin aus dem Verlag Gruner + Jahr hat am Mittwoch zum ersten Mal auf RBB eine gleichnamige Fernsehsendung ausgestrahlt. Doch dem Zauber des Heftes konnten die 30 Minuten nicht gerecht werden: Zu viele hastige Bildschnitte, kaum Tiefgang in den Beiträgen und blasse Gäste machen wenig Lust auf mehr.

20140814_11Freunde_TV_Wellmer_Koester_288 Das Moderationsduo Wellmer und Köster / Pressebild RBB

Bereits in den ersten Sekunden von 11 Freunde TV wirkt die Szenerie aufgesetzt: Möchtegern lässig steht Philipp Köster da, der Chefredaktor des gleichnamigen Print-Magazins für Fußballkultur. Die Hände in der Hosentasche. Die Frisur wie aus der Nivea-Werbung mit Jogi Löw. Und das Hemd sauber gebügelt. Dann hagelt es einstudierte Sätze wie zum Beispiel „willkommen zur Sendung, die sich irgendwo zwischen Lionel Messis Goldfuss und verregnetem Auswärtsspiel in Usbekistan bewegt.“ Seine Moderationskollegin Jessy Wellmer erscheint ganz im Zebra-Look und gemeinsam macht das Paar einen Eindruck wie zwei Kinder beim Schulbeginn: Aufgeregt, etwas unbeholfen und nicht wirklich entspannt.

Dabei sind doch die Eigenschaften von 11 Freunde so einzigartig: Das Magazin schafft es Monat für Monat mit kreativen Ansätzen, überraschenden Perspektiven und anhand von neuen Protagonisten, die Welt des Fußballs zu beleuchten. Die Sendung dagegen kann diesem Zauber nicht gerecht werden. Die Klammer sind zwei Gäste, Musiker Thees Uhlmann und Fußball-Rentner Arne Friedrich. Sie werden zwischen den Beiträgen immer wieder kurz befragt, es sind hastig geschnittene Bildabfolgen, die Antworten sind aber blass und langweilig – so gar nicht 11 Freunde-like.

Bei den Beiträgen ist die Spannweite groß: Der Report über Christian Bieberstein, dem zurücktretenden Leiter des HSV Supporters Club, ist stark. Gemeinsam mit vielen weiteren Fans der Rothosen hat er sich abgewandt, nicht nur von seinem Lieblingsverein, auch vom Profi-Fußball grundsätzlich. Es ist eine neue Fan-Heimat entstanden mit der Gründung des HFC Falke e.V., eine Mannschaft, die zur Saison 2015/2016 in der Kreisklasse startet. Starke Quotes, authentische Protagonisten und schöne Bilder. Davon möchte man mehr sehen! Eindrücklich am Beitrag ist auch Dietmar Beiersdorf, der mit seiner ruhigen Stimme sehr nachdenklich meint: „Wir brauchen Romantik im Verein, wir brauchen auch die Fankultur. Ob da AG oder e.V. steht, ist egal: Der HSV bleibt immer der HSV.”

Andere Beiträge dagegen fallen ab: Grenzwertig zum Beispiel die Geschichte über den Hertha-Fan, der verzweifelt im Prenzlauer Berg eine Fan-Kneipe sucht und stattdessen irrtümlich in Fan-Zonen von Dortmund, Köln oder Düsseldorf gerät. Uninspiriert auch am Anfang der Sendung die fünf steilen Thesen zur neuen Bundesligasaison, die in diesen Tagen in jeder besseren Regionalzeitung zu lesen sind. Und ganz unterirdisch ist der sogenannte Transferzirkus mit Olli Kahn. Fazit der Sendung: Es lohnt sich nicht, beim nächsten Mal bis 23 Uhr wach zu bleiben, die Premiere hat wenig Lust gemacht auf mehr.

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